Im Zentrum von Forschung und Lehre des Arbeitsbereichs Bewegungs- und Sportpädagogik steht die Frage nach der pädagogischen Qualität in sportlichen Angeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Wenn man von pädagogischer Qualität spricht, geht es um Güteurteile: Wie hoch oder niedrig ist die pädagogische Qualität des Verhaltens von Lehrkräften, der Inhaltsauswahl und der Gestaltung eines Sportangebots oder der Rahmenbedingungen für Bewegung, Spiel und Sport? Wenn man Güteurteile vornimmt, orientiert man sich, ob bewusst oder gefühlsmäßig, an Kriterien und Maßstäben. Eine Besonderheit der Pädagogik als Wissenschaft besteht darin, dass in ihrem Rahmen zwei sehr verschiedene Begründungslogiken für Gütemaßstäbe und -urteile zugrunde gelegt werden: ethisch-normative Reflexionen und empirisch-sozialwissenschaftliche Untersuchungsergebnisse. Ein Beispiel: Es ist gut belegt, dass verbale und körperliche Gewalt in der Erziehung in den vergangenen 40 Jahren kontinuierlich abgenommen haben. Dies gilt für die Erziehung im Elternhaus, aber auch für Konflikte zwischen Lehrenden und Lernenden in Sportunterricht und Training.
Ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen, dass man erkannt hätte, dass Drohungen, verbale oder körperliche Gewalt weniger effektiv sind als andere pädagogische Mittel? Nein. Verfolgt man die öffentlichen Debatten über Erziehung seit Mitte der 1960er Jahre, lässt sich daran ablesen, dass sich vielmehr über einen langen Prozess hinweg die gesellschaftliche Bewertung und der Stellenwert der Schutzrechte von Kindern und Jugendlichen einschneidend geändert haben. Es haben sich also die sozial geteilten ethisch-normativen Bewertungsmaßstäbe geändert. Solche geteilten erzieherischen Werte können leitend für pädagogische Güteurteile sein, und im Alltag beruhen pädagogische Güteurteil i. d. R. auf dieser Grundlage. Andererseits thematisiert z. B. die Selbstbestimmungstheorie der Motivation das Problem von Machtausübung und Partizipation in pädagogischen Situationen auf empirisch-analytischer Ebene. Eine große Zahl von Untersuchungsbefunden zeigt, dass die Motivation von Lernenden sich qualitativ verbessert, wenn diese sich in Lernsituationen selbstbestimmt, kompetent und sozial eingebunden fühlen. In solchen Untersuchungen soll erfasst werden, wie pädagogisches Verhalten auf Lernen wirkt – in diesem Fall die Förderung von Mitgestaltung und Verantwortungsübernahme auf die Motivationsqualität von Lernenden. Die Normen und Werte der Forschenden sollen diese Ergebnisse nicht einseitig beeinflussen, damit sie verlässlich und verallgemeinerbar anerkannt werden können.
Forschung und Lehre des Arbeitsbereichs sind diesen beiden Aspekten der Pädagogik verpflichtet. In Ihrem Studium werden Sie deshalb die evidenzbasierte Befundlage in der Bewegungs- und Sportpädagogik ebenso wie die Logiken professioneller pädagogisch-ethischer Reflexion thematisieren.
Anwendungsaufgaben aus dem Arbeitsbereich
Forschungsschwerpunkte
- Pädagogische Qualität des Trainings im Kinder- und Jugendsport
- Interventionen zur Entwicklung pädagogischer Kompetenzen von Lehrkräften im Sport
Veranstaltungsangebote
Basis (Pflicht)
Was?
- 1 Vorlesung
- 1 Seminar
Aufbau (Wahl)
Was?
- 1 Projektseminar (Hauptfach)
- Abhängig von der Studienrichtung bis zu 4 Seminare
Wann?
- 1. Semester
Wann?
- 3. – 5. Semester